Daniel Straub, Das Magazin

Daniel Straub, Das Magazin

14.03.2013 (Amadeus) -

Schöner und erbauender "Das Magazin"-Bericht über Daniel Straub zum Thema Grundeinkommen. dasmagazin.ch

Protokoll Oliver Demont, Bild Maurice Haas
Die Idee ist: Jeder in der Schweiz erhält monatlich 2500 Franken vom Staat, ohne dass man dafür Bedingungen erfüllen muss. 70 000 Unterschriften haben wir bereits gesammelt, im Herbst wollen wir die Initiative einreichen. So wie es zurzeit ausschaut, kriegen wir das hin.
Utopist, Sozialromantiker oder einfach nur Spinner, das höre ich immer wieder. Alles ist richtig. Als ich vor Jahren zum ersten Mal über das Grundeinkommen las, dachte ich: Das kann ja nicht funktionieren. Das würde die ganze Gesellschaft auf den Kopf stellen. Und vor allem: Wer soll das zahlen?
Ich begann mehr über das Thema zu lesen, lernte einige andere «Spinner» kennen und veranstaltete in Zürich einen Vortrag mit Götz Werner, Gründer einer deutschen Drogeriekette mit Milliardenumsatz und Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens. An diesem Abend fragte Werner die Zuhörer im Raum, was sie tun würden im Leben, wenn sie frei wählen könnten und keinerlei äusseren Zwängen ausgesetzt wären. Vielleicht hört sich das jetzt pathetisch an, aber maximal eine Sekunde später wusste ich, dass ich eine Initiative für ein Grundeinkommen starten will.
Die Schweiz muss nun als erstes Land dieser Welt darüber diskutieren und abstimmen, das ist grossartig! Dass ich diese Möglichkeit ausschöpfen kann, dafür mag ich dieses Land.
Von der Idee fühlen sich viele provoziert, zumindest wenn sie das erste Mal davon hören. Den Trigger ihrer Aufgebrachtheit kann ich bis heute nicht ganz nachempfinden. Vielleicht, weil die Vorstellung eines Grundeinkommens die Bereitschaft braucht, ein weisses Blatt Papier hervorzunehmen, Dinge also wirklich neu zu denken. Das verunsichert viele. Dabei ist es nur so, als würde man den Zeitpunkt, an dem man die AHV bezieht, auf null Jahre heruntersetzen. Und kennen Sie jemanden, der sich schämt, die AHV zu beziehen?
Um in der Schweiz leben zu können, braucht jeder Geld. Wäre es da nicht sinnvoller, diesen Teil, den man unbedingt braucht, bedingungslos zu machen? Der Betrag von 2500 Franken ist nicht in Stein gemeisselt. Die Festlegung des genauen Betrags würde das Volk nach Annahme der Initiative entscheiden. Wichtig ist einzig, dass ein Mensch mit diesem Geld ein menschenwürdiges Leben führen kann und – ganz zentral: Er muss dadurch zu einem Job Nein sagen können.
So könnte viel mehr entstehen und existieren, was heute aus Kostendruck nicht geleistet wird, weil zu viele den ganzen Tag ihrem Lohn nachrennen müssen. Erst ein bedingungsloses Grundeinkommen bringt die Freiwilligkeit – und mit ihr die Kreativität. Von da an haftet jeder für sein Handeln und dafür, ob er glücklich wird oder nicht. Denn satt würde er schon durch sein Grundeinkommen. Damit landen wir automatisch bei einem urliberalen Wert: der Eigenverantwortung.
Dass der Mensch träge und faul ist, wenn man ihm alles hinstellt, ist ein Irrtum. Davon bin ich überzeugt. Der Mensch will arbeiten – besonders wenn er einen Sinn darin sieht. Den muss jeder selber für sich finden. Das würde natürlich auch bedeuten, dass die Mehrheit weiterschuften würde, weil es für sie Sinn ergäbe, weit mehr als Zweieinhalbtausend zu haben.
Und wenn wir schon beim Geld sind: 200 Milliarden würde das Ganze den Staat kosten. Mit tieferen Löhnen und zum Teil eingesparten Sozialleistungen liesse sich das finanzieren.
Würde bereits in einer Woche über das Grundeinkommen abgestimmt, würde es ganz klar abgelehnt. Was aber in ein paar Jahren und nach einer ausgiebigen Debatte in der Gesellschaft das Ergebnis wäre, kann heute niemand sagen. Wer hätte schon vor drei Jahren gedacht, dass das Bankgeheimnis so schnell verschwindet?
Selbst gestandenen Unternehmern gefiel unsere Idee. Dafür erkannte einer an einer Juso-Veranstaltung leicht entsetzt: «Aber dann kann ja eine Putzfrau, die zusätzlich zum Grundeinkommen voll weiterarbeitet, am Ende 6000 Franken verdienen?!» Stimmt, kann sie.
Das bedingungslose Grundeinkommen rückt die Frage ins Zentrum, welcher Arbeit wir als Gesellschaft künftig welchen Wert beimessen. Oder anders gefragt: Warum zahlen wir eigentlich Menschen, denen wir unsere Kinder anvertrauen, viel weniger Geld als jenen, denen wir unser Geld anvertrauen?

#innovation#mitwelt